Abessinier - Streifen an den Beinen?

Frage von Hanna:

Bei den Vorfahren meiner Abessinierkatze handelt es sich laut Stammbaum ausschließlich um Abessinier. Deshalb nehme ich an, dass sie reinerbig für die Abessinier-Zeichnung ist. Leider hat sie selbst - und manchmal auch ihr Nachwuchs - Streifen an den Beinen. In einer Katzenzeitung habe ich gelesen, das Reinerbigkeit von Tª Tª die Garantie für Streifenfreiheit ist. Wieso hat aber meine Katze - trotz Reinerbigkeit von Abessinier-Tabby - Streifen an den Beinen?

 

Bildquelle: fotolia.com
Abessinier wildfarben, Bildquelle: © Anobis fotolia.com

Antwort:

Die Ticked-Tabby-Zeichung der Abessinier wird durch das über andere Tabby-Zeichnungen dominante Gen Tª in Verbindung mit dem Agouti-Gen erzeugt. Das Hochgestellte a hinter dem T für Tabby bedeutet "Abessinier", denn die Ticked-Tabby-Zeichnung wurde durch die Rasse der Abessinier bekannt.

Heute findet man die Ticked-Tabby-Zeichnung auch bei anderen Rassen. Abgesehen von Abessiniern und Somalis, ist die Ticked-Tabby-Zeichnung bei Orientalen eine sehr beliebte Zeichnungsvariante. Bei den kurzhaarigen Orientalen kann man die Ticked-Tabby-Zeichnung in ihrer ursprünglichen Form am besten sehen, denn zu dieser Zeichnungsvariante gehören auch Streifen an den Beinen, am Schwanz und am Hals.

Den Abessiniern und den Somalis sind die Streifen durch Selektion weggezüchtet worden, während man bei den Orietalisch-Kurzhaar-Katzen großen Wert auf diese Streifenzeichnung legt.

Paar man zwei ticked-tabby OKH, wird theoretisch reinerbiger Ticked-Tabby-Nachwuchs (TªTª) geboren, der natürlich auch Streifen an den Beinen, am Schwanz und am Hals aufweisen wird.

Reinerbigkeit für Ticked-Tabby bedeutet keineswegs Streifenfreiheit an den zuvor genannten Stellen.

Wenn das so wäre, hätten die Abessinier- und Somalizüchter diesbezüglich keine Probleme. Aber leider - für die Aby/Somali-Züchter und Gott sei Dank für die OKH-Züchter - verhält sich die Situation nicht so.

Die Steifenfreiheit bei Abessiniern und Somalis an den Beinen, am Schwanz und am Hals steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Reinerbigkeit von TªTª. Die Streifenfreiheit wird allein durch strenge Selektion erreicht.

 

Das war die "alte" Meinung nach dem englischen

Genetiker Roy Robinson.

Jetzt gibt es eine neue wissenschaftliche Studie,

die zu einem anderen Ergebnis führt.

 

 

NEU - NEU - NEU !  - NEUE STUDIE!

 

Eine wissenschaftliche Studie von Prof. Eduardo Eizirik 

aus dem Jahre 2009 hat zu neuen Ergebnissen geführt.

 

Prof. Eizirik stellte fest, dass der Abessinier-Phänotyp

nicht durch ein Tabby-Allel bestimmt wird,

sondern durch einen separaten Genort,

den er Ticked-Locus (Ti) nennt.

 

Das Gen für Abessinier-Zeichnung am Ticked-Locus

ist semi-dominant und hat eine epistatische Wirkung

über andere Tabby-Gene.

 

Den Genort für Tabbymuster,

wie Makerel- oder Bloched-Tabby,

nennt Prof. Eizirik Tabby-Locus (Ta). 

 

Genotyp für Abessinier-Tabby:

Ti TiA  / _  _           

Abessinier

oder "ticked"

reines Agoutifell

         

 

TiA Ti+  / _ _

Non-Abessinier

Streifen am Schwanz und an den

Beinen, ganz feine Streifen am Körper

bei sonst reinem Agoutifell

 

Für die Streifen am Schwanz und an den Beinen bei Abessiniern

soll folglich ein heterozygoter Ticked-Locus

 Ti Ti+

verantwortlich sein.

 

 

 

Genotyp für Mackerel- und Blotched-Tabbymuster:

 
Ti+ Ti+  /   TaM  _             

Mackerel Tabby

vertikale Steifen        

         

 

Ti+ Ti+  /

tab

 

tab

      
Blotched Tabby

Für mehr Informationen können Sie hier die Studie (in Englisch)

von Prof. Eizirik downloaden.

 

Download
Prof. Eduardo Eizirik: Fell-Muster-Gene
Ticked-Locus und Tabby-Locus
Tabby.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.9 MB

 

 

Gerne hätte ich Kommentare, die diese Tatsache bestätigen.

Schreiben Sie mir: birgitta(at)katzengenetik.com

 

 

Mehr über Abessinier von Birgitta:

Rasseportrait und Informationen über Abessinier-Katzen.

 

 

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