Frage von Hanna:
Bei den Vorfahren meiner Abessinierkatze handelt es sich laut Stammbaum ausschließlich um Abessinier. Deshalb nehme ich an, dass sie reinerbig für die Abessinier-Zeichnung ist. Leider hat sie selbst - und manchmal auch ihr Nachwuchs - Streifen an den Beinen. In einer Katzenzeitung habe ich gelesen, das Reinerbigkeit von Tª Tª die Garantie für Streifenfreiheit ist. Wieso hat aber meine Katze - trotz Reinerbigkeit von Abessinier-Tabby - Streifen an den Beinen?
![Bildquelle: fotolia.com](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=343x10000:format=jpg/path/s6aef3926475033ed/image/i61058f297162873d/version/1295380300/bildquelle-fotolia-com.jpg)
Antwort:
Die Ticked-Tabby-Zeichung der Abessinier wird durch das über andere Tabby-Zeichnungen dominante Gen Tª in Verbindung mit dem Agouti-Gen erzeugt. Das Hochgestellte a hinter dem T für Tabby bedeutet "Abessinier", denn die Ticked-Tabby-Zeichnung wurde durch die Rasse der Abessinier bekannt.
Heute findet man die Ticked-Tabby-Zeichnung auch bei anderen Rassen. Abgesehen von Abessiniern und Somalis, ist die Ticked-Tabby-Zeichnung bei Orientalen eine sehr beliebte Zeichnungsvariante. Bei den kurzhaarigen Orientalen kann man die Ticked-Tabby-Zeichnung in ihrer ursprünglichen Form am besten sehen, denn zu dieser Zeichnungsvariante gehören auch Streifen an den Beinen, am Schwanz und am Hals.
Den Abessiniern und den Somalis sind die Streifen durch Selektion weggezüchtet worden, während man bei den Orietalisch-Kurzhaar-Katzen großen Wert auf diese Streifenzeichnung legt.
Paar man zwei ticked-tabby OKH, wird theoretisch reinerbiger Ticked-Tabby-Nachwuchs (TªTª) geboren, der natürlich auch Streifen an den Beinen, am Schwanz und am Hals aufweisen wird.
Reinerbigkeit für Ticked-Tabby bedeutet keineswegs Streifenfreiheit an den zuvor genannten Stellen.
Wenn das so wäre, hätten die Abessinier- und Somalizüchter diesbezüglich keine Probleme. Aber leider - für die Aby/Somali-Züchter und Gott sei Dank für die OKH-Züchter - verhält sich die Situation nicht so.
Die Steifenfreiheit bei Abessiniern und Somalis an den Beinen, am Schwanz und am Hals steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Reinerbigkeit von TªTª. Die Streifenfreiheit wird allein durch strenge Selektion erreicht.
Das war die "alte" Meinung nach dem englischen
Genetiker Roy Robinson.
Jetzt gibt es eine neue wissenschaftliche Studie,
die zu einem anderen Ergebnis führt.
NEU - NEU - NEU ! - NEUE STUDIE!
Eine wissenschaftliche Studie von Prof. Eduardo Eizirik
aus dem Jahre 2009 hat zu neuen Ergebnissen geführt.
Prof. Eizirik stellte fest, dass der Abessinier-Phänotyp
nicht durch ein Tabby-Allel bestimmt wird,
sondern durch einen separaten Genort,
den er Ticked-Locus (Ti) nennt.
Das Gen für Abessinier-Zeichnung am Ticked-Locus
ist semi-dominant und hat eine epistatische Wirkung
über andere Tabby-Gene.
Den Genort für Tabbymuster,
wie Makerel- oder Bloched-Tabby,
nennt Prof. Eizirik Tabby-Locus (Ta).
Genotyp für Abessinier-Tabby:
TiA | TiA | / | _ | _ |
Abessinier oder "ticked" reines Agoutifell |
|
|||||
TiA | Ti+ | / | _ | _ |
Non-Abessinier Streifen am Schwanz und an den Beinen, ganz feine Streifen am Körper bei sonst reinem Agoutifell |
Für die Streifen am Schwanz und an den Beinen bei Abessiniern
soll folglich ein heterozygoter Ticked-Locus
TiA Ti+
verantwortlich sein.
Genotyp für Mackerel- und Blotched-Tabbymuster:
Ti+ | Ti+ | / | TaM | _ |
Mackerel Tabby vertikale Steifen |
|
|||||
Ti+ | Ti+ | / |
tab |
tab |
Blotched Tabby |
Für mehr Informationen können Sie hier die Studie (in Englisch)
von Prof. Eizirik downloaden.
Gerne hätte ich Kommentare, die diese Tatsache bestätigen.
Schreiben Sie mir: birgitta(at)katzengenetik.com
Kommentar schreiben