Autorin: Birgitta Kuhlmey
Kontakt
birgitt(at)ymail.com
Schon im 2. Jahrhundert nach Christus wird im Talmund (Sammlung der Gesetze und der religiösen Überlieferungen des nachbiblischen Judentums) bekanntgegeben, "dass weiße Katzen mit blauen Augen als Haustiere ungeeignet sind; sie sind nämlich immer taub und nicht in der Lage, Ratten und Mäuse zu verjagen", (Balt-de Jong, 1974).
Schwankart, Präsident des ersten deutschen Katzenclubs, meinte 1928, die blauäugigen weißen Katzen wären zur Hälfte taub (Wegner, 1995).
Bergsma und Brown stellen 1971 bei einer Untersuchung von 185 weißen Katzen fest, dass 43 % taub waren.
1973 untersuchte Mair 110 weiße Katzen und stellte bei 47 % der Tiere Taubheit fest.
Bei den von Bergsma und Brown untersuchten Tieren waren von den blauäugigen weißen Katzen 65 % ein- oder beidseitig taub; von den odd-eyed weißen Katzen waren 39 % taub und von den weißen Katzen mit pigmentierten Augen waren 22 % taub.
Die Untersuchungen von Mair haben ergaben, dass 85 % der blauäugigen weißen Katzen, 40 % der odd-eyed weißen Katzen und 16,7 % der Katzen mit pigmentierten Augen an Taubheit litten.
Bergsma, D.R. & Brown, K. S. (1971)
White fur, blue eyes, and deafness in domestic cat. Journal of Heredity 62, 171 - 185
Anzahl der weißen Katzen: 185
Augenfarbe | % Taubheit |
blaue Augen | 65 % taub |
odd-eyed | 39 % taub |
pigmentierte Augen | 22 % taub |
Mair, I.W.S. (1973)
Hereditary deafness in the white cat. Acta Otolaryngologica Suppl. 314, 1- 48
Anzahl der weißen Katzen: 110
Augenfarbe | % Taubheit |
blaue Augen | 85 % taub |
odd-eyed | 40 % taub |
pigmentierte Augen | 17 % taub |
Dissertation: Untersuchungen zum aktuellen Vorkommen angeborener Taubheit bei weißen Rassekatzen.
Anzahl der weißen Rassekatzen (Genotyp DW/w): 84
20,2 % der weißen Rassekatzen waren einseitig oder beidseitig taub.
Diese Untersuchungsergebnisse sollen Sie anregen, über die Problematik nachzudenken. Würden diese Ergebnisse auch auf unsere "modernen" weißen Katzen zutreffen? "Weiß" züchtet man heute schließlich nur heterozygot! Oder etwa nicht?
1962 hat man sich erstmals in England Gedanken über diese Angelegenheit gemacht. Ausgehend von der Tatsache, dass Taubheit bei blauäugigen Siamkatzen unbekannt war, sah man hier eine Möglichkeit, weiße Katzen mit Siam-blauen Augen zu züchten und kreierte die blauäugige Foreign White, eine weiße Siamkatze. Ob das Problem "Taubheit in Zusammenhang mit Blauäugigkeit und weißem Haarkleid" auf diese Art tatsächlich gelöst werden konnte, berichte ich später.
Das Auftreten der weißen Fellfarbe bei weißen Katzen kann unterschiedliche Ursachen haben:
In der Rassekatzenzucht sind Katzen, deren weißes Fell durch rezessive Allele der Albinoserie ca und c determiniert wird, praktisch ohne Bedeutung, weil Tiere mit diesen Defektgenen entweder in zu geringer Anzahl vorhanden sind oder gar nicht gezüchtet werden. Unter den Rassekatzen sind weiß gescheckte Tiere und Katzen, die völlig weißes Fell aufgrund des W-Gens haben, jedoch sehr begehrte Vertreter.
W ist das Symbol für White (Weiß).
In der neueren Literatur nennt man W auch DW, Dominant White, was dieselbe Bedeutung hat.
Am W-Genort finden wir multiple Allelie:
Das DW-Gen vererbt sich unabhängig von allen anderen Pigmentierungsgenen. Eine weiße Katze kann "unter" ihrem weißen Fell jeden erdenklichen Genotyp in puncto Fellfarbe oder Fellzeichnung tragen. Aufklärung darüber liefert der Nachwuchs oder besser: ein DNA-Test.
Leider beschränkt das DW-Gen seine Wirkungsweise nicht bei allen Tieren nur darauf, dass es weißes Fell produziert, bei einigen Tieren erzeugt das DW-Gen Nebeneffekte in Form von
Die Tatsache, dass ein Gen sich nicht nur auf einen Effekt beschränkt, sondern auch Nebeneffekte verursachen kann, nennt man Pleiotropie.
Man sagt, dass das dominante autosomale DW-Gen
Die Anzahl der weißen Katzen mit den genannten Nebeneffekten kann eingeschränkt werden, indem man Homozygotie am W-Genort vermeidet.
Bei Homozygotie treten Nebeneffekte nämlich deutlich häufiger auf als bei Heterozygotie.
Das DW-Gen zeichnet sich nicht nur durch Pleiotropie, sondern auch durch Epitasis aus.
Das DW-Gen "überdeckt" die Wirkungen anderer Genorte. "Schädliche" Gene können deshalb oft nicht erkannt werden.
Noch einmal: Am W-Genort findet man multiple Allelie
DW ist dominant über Ws und w
Ws ist dominant über w
w ist rezessiv
Folgende Genotypen sind möglich:
DW/DW - homozygot white (die Katze ist weiss)
DW/Ws - herterozygot white, white spotted (die Katze ist weiss), trägt Weiß-Scheckung
DW/w - heterozygot white, non white (die Katze ist weiss)
Ws/Ws - homozygot white spotted (die Katze hat Weiß-Scheckung))
Ws/w - heterozygot white spotted, non white (die Katze hat Weiß-Scheckung))
w/w - homozygot non white, non white spotted (die Katze ist nicht weiss)
Quellenangabe: www.vgl.ucdavis.edu
Victor A. David, Marilyn Menotti-Raymond,Andrea Cotts Wallace, Melody Roelke, James Kehler, Robert Leighty, Eduardo Eitirik, Steven S.Hannah, George Nelson, Alejandro A. Schäffer, Catherine J. Connelly, Stephen J. O´Brien, David K. Ryugo. 2014. Endogenous Retrovirus Insertion in the KIT Oncogene Determines White and White spotting in Domestic Cats.
https://academic.oup.com/g3journal/article/4/10/1881/6025589
Oktober 2014
Der dominante Genort W bei der Hauskatze zeigt pleiotrope Effekte mit vollständiger Penetration für das Fehlen von Fellpigmentierung und unvollständiger Penetration bei Taubheit und Irishypopigmentierung.
Weitere Informationen:
http://www.vgl.ucdavis.edu/services/cat/DominantWhite.php
Introduction
Dominant White (DW) and White Spotting (Ws) are found across many breeds of cats and result from the insertion of a common “feline endogenous retrovirus” in the KIT gene. A full 7125bp insertion results in White Spotting while a partial insertion results in Dominant White. Only one copy of the full insertion is required for the White Spotting color pattern when the other allele is wild-type. While the extent of White Spotting is not definitively associated with copy number, anecdotal evidence suggests that two copies of the white spotting insert results in more white. The pattern of white spotting does not correlate with one or two copies and the gene/genes controlling the pattern of White Spotting remain unknown. Additionally, not all white spots or patterns result from these alleles as other genes can also have mutations that result in depigmentation phenotypes.
One or two copies of the partial insert results in the Dominant White (DW) phenotype regardless of the other allele. Dominant White is distinct from albinism (Ca) which results from a mutation in a different gene that has no known impact on hearing. While one or two copies of the DW allele will result in a white cat, varying degrees of hearing impairment are observed. In an extended pedigree, nearly 75% of cats with two copies were deaf and the remainder had at least partial hearing impairment. In cats with a single DW copy and a normal copy for the other allele nearly 60% had normal hearing, 21% were deaf and 17% had hearing impairment. In cats with one copy of DW and one copy of white spotting (Ws), 1/3 had normal hearing, 1/3 had impairment and 1/3 were deaf.
The VGL offers a DNA test for Dominant White and White Spotting mutations. Test results help clarify the genetic basis for depigmentation patterns in the cat. This test is recommended for multiple breeds as well as random bred cats.
VGL UCDAVIS
... In einem umfassenden Abstammungsnachweis ist dies das Resultat ...
75 % DW/DW weiße Katzen sind taub, der Rest hatte eine teilweise Hörbehinderung
17 % DW/w weiße Katzen sind schwerhörig
33,3 % (DW/Ws) weiße Katzen mit Weißsscheckung sind normal hörend
33,3 % (DW/Ws) weiße Katzen mit Weißscheckung sind schwerhörig
33,3 % (DW/Ws) weiße Katzen mit Weißscheckung sind taub
Man kann es auch so ausdrücken:
Weiße Katzen ohne Weißscheckungsgen
DW/w = 60 % normal hörend - 40% schwerhörig bis taub
Weiße Katzen mit Weißscheckungsgen
DW/Ws = 30% normal hörend - 70 % schwerhörig bis taub
Oder:
Weiße Katzen, die ein Gen für Weißscheckung (DW/Ws) haben (phänotypisch kann man das nicht sehen),
sind doppelt so oft von Schwerhörigkeit bis Taubheit betroffen, wie weiße Katzen ohne Weißscheckungsgen, DW/w.
Zusammenfassung (einfach ausgedrückt):
Paare niemals eine weiße Katze mit einer Katze, die Weiß-Scheckung hat.
Unter weißen Katzen mit Weiß-Scheckungsgen (DW/Ws) findet man doppelt so vielen weiße taube Katzen wie unter weißen Katzen ohne Weiß-Scheckungsgen (DW/w).
Anders ausgedrückt: Nur etwa 30 % der weißen Katzen, die zusätzlich das Allel Ws für Weiß-Scheckung tragen, können gut hören. Zwei Drittel dieser Tiere sind schwerhörig bis taub.
Hier kann man einen DNA Test machen lassen, ob eine weiße Katze Allele für Weißscheckung trägt:
http://www.vgl.ucdavis.edu/services/cat/
Roy Robinson:
"The W gene has multiple potential effects on coat and eye color. It is also associated with deafness."
Übersetzung:
Das W-Gen hat mehrere (mögliche) Auswirkungen auf Fell- und Augenfarbe. Es ist auch mit Taubheit verbunden.
Quellenangabe:
Roy Robinson´s Genetics for Cat Breeders & Veterinarians,
Fourth Edition, 2005,
ISBN 0 7506 4069 3
Seite 147
It is unfortunate that deafness may still remain a recurring problem. Where there is epistatic white, there will always be the potencial of deafness.
Übersetzung:
Es ist bedauerlich, dass Taubheit ein immer wiederkehrendes Problem bleibt. Wo es epistatisches Weiß gibt, gibt es immer die Möglichkeit von Taubheit.
Quellenangabe:
Roy Robinson´s Genetics for Cat Breeders & Veterinarians,
Fourth Edition, 2005,
ISBN 0 7506 4069 3
Seite 171
Die Augenfarbe wird nicht - wie die Fellfarbe - durch das eine oder andere Hauptgen, sondern polygen, durch mehrere Gengruppen, determiniert. Weiße Katzen können
Die Augenfarbe, so wie wir sie wahrnehmen, wird durch die Farbe der Iris bestimmt. Die Farbe der Iris wird im Wesentlichen durch das anwesende Pigment im Irisstroma, der Dicke vom Irisstroma und durch das anwesende Pigment im Irishinterblatt festgelegt. Junge Katzen haben immer blaue Augen, weil das Irisstromapigment noch nicht entwickelt ist.
Katzen, die älter als drei Monate sind und blaue Augen haben, haben in der Regel kein Tapetum lucidum.
Blaue Augen bei weißen Katzen kann man in verschiedene Gruppen einteilen:
Katzen werden blind und taub geboren.
Die Augen werden nach 7 bis 10 Tagen,
die Ohren nach 6 bis 14 Tagen geöffnet.
Die volle Hörfähigkeit ist mit 4 Wochen und
die binokulare Sehfähigkeit ist mit 7 Wochen entwickelt.
Das Tapetum lucidum ist ein halbmondförmiges, lichtreflektierendes Feld im Augenhintergrund. Es wirkt wie ein Spiegel. Durch diesen "Spiegel" trifft das einfallende Licht zweimal die lichtempfindlichen Zellen der Retina. Die Farbe vom Tapetum lucidum variiert von Gelb über Blau bis Blaugrün. Neugeborene Kätzchen haben noch kein Tapetum lucidum. Voll entwickelt ist es erst, wenn die Katzen ca. vier Monate alt sind. Durch das Tapetum lucidum können Katzen besonders bei Dämmerung besser sehen. Übrigens, diese reflektierende Schicht im Augenhintergrund haben fast alle Wirbeltiere, nur bei Schweinen und Affen (und Menschen) fehlt sie.
Bei Katzen mit gelben, grünen, kupferfarbenen Augen mit Tapetum lucidum seht die Pupille bei Dunkelheit gelblich, grünlich oder weißlich aus. Das ist die Farbe des Tapetum lucidum.
Weil das Tapetum lucidum das in das Auge einfallende Licht reflektiert, können Katzen mit Tapetum lucidum bei Dämmerung besser sehen als Katzen ohne Tapetum lucidum.
Bei Tageslicht können blauäugige Katzen den "Seh-Mangel" durch eine weiter geöffnete Pupille etwas ausgleichen. Bei Dunkelheit funktioniert das nicht mehr, nachdem die Pupille eine bestimmte Weite erreicht hat. Dann ist die Katze mit gelben, grünen, kupferfarbenen (usw.) Augen im Vorteil gegenüber der blauäugigen Katze.
Bei Pointkatzen reflektieren die Pupillen rot (das sind die Blutgefäße im Augenhintergrund) wie die Pupillen der Menschen.
Menschen haben kein Tapetum lucidum.
Bei Pointkatzen (cs/cs) ist die Pigmentproduktion im Tapetum lucidum gestört (durch die cs/cs/Allele), wodurch eine artgerechte Lichtreflektion wegen fehlendem Pigment im Tapetum lucidum nicht stattfinden kann.
Einzelheiten entnehmen Sie bitte den weiter unten aufgelisteten Literatur-Empfehlungen.
Katzen sind dämmerungsaktive Tiere. Dazu gehört, dass sie ein Tapetum lucidum, eine lichtreflektierende Schicht im Augenhintergrund, haben (sollten), damit sie bei Dämmerung besser sehen können.
Weiße Katzen (DW) mit blauen Augen und Pointkatzen (cs/cs) aller Rassen mit blauen Augen haben keine artgerechte Lichtreflektion in ihren blauen Augen, weil
a) entweder das Tapetum lucidum fehlt oder
b) Pigment im Tapetum lucidum fehlt bzw. das Tapetum lucidum aufgrund der Allele für Teilalbinismus (cs/cs) depigmentiert ist (d.h. es kann kein Melanin gebildet werden).
Das ist ein Nachteil im Vergleich zu Katzen mit andersfarbigen Augen und deutet auf eine verminderterLebensqualität hin.
"Mutationen nicht als tausendjähriges Kulturgut glorifizieren" würde Prof. Gruber dazu sagen. Gelesen in "Geschundene Gefährten".
Lesen Sie dazu auch meine Literatur-Empfehlung weiter unten auf dieser Seite.
Bei weißen Katzen mit unterschiedlicher Augenfarbe (ein blaues, ein pigmentiertes Auge) kann man bei bestimmten Lichtverhältnissen deutlich erkennen, dass das blaue Auge kein gefärbtes (ohne Melanin) Tapetum lucidum besitzt. Bei diesen Tieren ist die Pupille des blauen Auges deutlich weiter geöffnet als die Pupille des pigmentierten Auges. Die Katze versucht, durch die größere Pupillenöffnung die fehlende Lichtreflexion auszugleichen.
Wenn bei Katzen das Tapetum lucidum, die reflektierende Zellschicht im Augenhintergrund, fehlt wegen
sehen diese Katzen bei Dämmerung eindeutig schlechter als Katzen mit gefärbten (grünen, gelben usw.) Augen.
Diese "Mindersichtigkeit" ist ein deutliches Handicap für dämmerungsaktive Tiere wie Katzen.
Allerdings muss man auch sagen, dass im Alter im Allgemeinen weniger Melanin gebildet wird und die Melanin-produzierenden Zellen absterben.
Bei alten Katzen mit gefärbten (grün, gelb usw.) Iris kann man mitunter feststellen, dass es im Augenhintergrund keine pigmentierten Zellen mehr gibt. Ihre Augen reflektieren rot bei Blitzlicht, was sie früher nicht gemacht haben.
(Quelle: eigene Erfahrung :D)
Weiße Katzen können auch zweierlei blaue Augen haben, die unterschiedlichen Ursprungs sind: Das eine Auge ist Siam-blau aufgrund des cscs Genotyps und das andere Auge ist weiß-blau aufgrund des DW-Gens oder des Ws-Alells.
Bergman und Brown kamen 1971 zu dem Schluss, dass homozygote DW/DW-Katzen immer blaue Augen haben. Außerdem stellten sie fest, dass aus weiß (blaue Augen) mal weiß (blaue Augen) Paarungen in den meisten Fällen blauäugige Kitten resultieren, dass jedoch auch Jungtiere mit heterochromer Irisfärbung und mit pigmentierten Augen geboren werden können. 1975 kam van de Meerendonk zum gleichen Ergebnis und wies zusätzlich darauf hin, dass aus zwei weißen Eltern mit pigmentierten Augen sowohl blauäugige als auch odd-eyed Kitten geboren werden können.
Weiße Katzen mit blauen Augen sind immer mit einer gewissen Portion Skepsis zu betrachten:
- die weiß-blauen Augen wegen der fehlenden Pigmentzellschicht im Tapetum lucidum bzw. wegen komplett fehlendem Tapetum lucidum und
- die Siam-blauen Augen wegen Depigmentation im Tapetum lucidum aufgrund von Teilalbinismus (cs/cs) und
- wegen der Beeinträchtigung des stereoskopischen (räumlichen) Sehens. (V. Schmidt, 1993).
Literatur-Empfehlung:
* Hereditary abnormality in tapetum lucidum of the Siamese cats
und
* Ocular Pigmentation in White and Siamese Cat
und
* Zur Histogenese und Cytogenese des Tapetum lucidum cellulosum der Katze
Anat. Embryol, 146, 141 - 156 (1974)
* Erbliche Anomalie im Tapetum lucidum der Siamkatze. Eine histochemische und quantitative Studie, GY Wen et al. Histochemie 1982
* Augenpigmentierung bei weißen und siamesischen Katzen, LN Thibos et al, 1980
Albino-Katzen oder Katzen mit Teilalbinismus wie Siamkatzen mit blauen Augen sind normalerweise nicht von Taubheit betroffen.
Wird in eine Siamkatze ein DW-Gen eingekreuzt, heisst die daraus entstandene weisse Katze "Foreign White" - das ist eine weisse Siamkatze - natürlich mit blauen Augen.
Wenn Sie jetzt glauben, dass diese Katze nicht von Taubheit betroffen sein kann, weil sie ein Teilalbino ist, so ist der Gedanke falsch. Denn die Taubheit wird mit dem DW-Gen für weisses Fell eingebracht.
Die Taubheit wird mit dem DW-Gen vererbt und nicht mit den Siam-Genen cs/cs.
Daher können Foreign White Katzen ebenso von Taubheit betroffen sein wie andere weiße DW-Gen-Katzen.
Die Allel-Kombination cs/cs kann mit Schielen und horizontalem Augenflattern (Nystagmus) verbunden sein, während das DW-Gen mit Schwerhörigkeit bis Taubheit verbunden sein kann.
Bei Foreign White Katzen mit Genotyp DW- cs/cs könnten daher Nebenwirkungen von diesen beiden unterschiedlichen Mutationen gleichzeitig auftreten, nämlich die Nebenwirkungen vom DW-Gen und Nebenwirkungen von den cs/cs-Allelen.
Denkbar - im entferntesten Sinne - wäre auch, dass die Foreign White ein semiletales Gen für Ojos Azules tragen könnte, aber darüber diskutieren wir an dieser Stelle besser nicht.
So eine Zucht sollte man wahrlich nicht empfehlen.
Foreign White Katzen sind in Bezug auf das Tierschutzgesetz wie andere DW-Gen-Katzen zu behandeln.
Die Zucht von weißen Katzen mit DW-Gen ist laut Tierschutzgesetz nicht erlaubt.
Quellenangabe:
https://qualzucht-datenbank.eu/2022/03/12/merkblatt-katze-pigmentierung-haut-haarkleid-augen/
Blaue Augen sind nicht zum Wohl der Katze.
Weiße Katzen mit blauen Augen haben in der Regel keine lichtreflektierende Pigmentzellschicht, kein pigmentiertes Tapetum lucidum. Bei Pointkatzen ist die Pigmentproduktion im Tapetum lucidum durch die cs/cs Allele gestört, wodurch durch das fehlende Melanin keine Reflektion des einfallenden Lichtes geschehen kann.
Dadurch können blauäugige Katzen (weiße und Pointkatzen) besonders bei Dämmerung schlechter sehen als ihre Artgenossen mit andersfarbigen Augen, mit pigmentiertem Tapetum Lucidum, welches das ins Auge einfallende Licht wie ein Spiegel reflektiert und somit für besseres Sehen sorgt.
Abgesehen davon, dass ein beachtlicher Teil von weißen Katzen an Schwerhörigkeit bis Taubheit leidet, leiden blauäugige Katzen besonders bei Dämmerung wegen des fehlenden bzw. unpigmentierten Tapetum lucidum an einer Sehbehinderung - was letzten Endes weniger Lebensqualität bedeutet.
Blaue Augen mit einem depigmentiertem Tapetum lucidum oder fehlendem Tapetum lucidum sind ein Nachteil für weiße Katzen im Vergleich zu Katzen mit andersfarbigen Augen, weil weiße blauäugige Katzen die auf sie zukommenden Gefahren besonders bei Dämmerung und Dunkelheit schlechter und/oder später erkennen können.
Genauso sind blauäugige Point-Katzen mit Tapetum lucidum, bei dem die Pigmentproduktion durch die cs/cs Allele gestört ist, zum Beispiel bei der Jagd auf Fliegen ;-)) ebenfalls im Nachteil, weil sie schlechter sehen können.
Die Zucht von weißen (DW) Katzen mit blauen Augen und die Zucht von Pointkatzen (mit cs/cs Allelen) mit blauen Augen ist wegen fehlendem beziehungsweise depigmentiertem Tapetum lucidum nicht zum Wohl der Katze, weil sie mit verminderter Lebensqualität einhergeht im Vergleich zur Zucht von Katzen mit andersfarbigen Augen.
Die Welt geht davon nicht unter, aber man sollte es wissen, bevor man züchtet. Und züchten darf man nur mit gesunden Tieren, sprich: nicht mit behinderten Tieren.
Jedenfalls liest man DAS in den Zuchtregeln aller Katzenvereine.
Um ehrlich zu sein: Ich bin auch ganz verliebt in blaue Katzenaugen, aber muss man denn unbedingt immer noch mehr neue Katzenrassen mit blauen Augen und Sehbehinderung züchten, weil blauäugige Katzen gerade im Trend liegen und der Verkauf gut läuft? Muss man Katzen einen Mangel anzüchten, nur damit beim Züchter die Kasse klingelt? Nein, das geht zu weit.
An dieser Stelle möchte ich auf die Rasse Khao Manee aufmerksam machen, in deren WCF-Standard steht, dass jede andere Fellfarbe als Weiß zur Disqualifikation führt und dass ein Knickschwanz akzeptiert wird.
Bei der Khao Manee müssen zwei weiße Katzen mit W-Gen gepaart werden.
Bei einer solchen Zucht ist Taubheit vorprogrammiert.
Das bedeutet: Tierquälerei, das ist Qualzucht: in der WCF gestattet und und auf Ausstellungen prämiert.
Können sich Ausstellungsveranstalter, Vereinsvorstände, Katzen-Richter usw. strafbar machen? Ja!
Die Antwort steht im Gutachten (weiter unten und teilweise im Screenshot).
WCF-Rassestandard Khoe Manee
https://wcf.de/pdf-de/rasse/Khao_Manee_2019-09-29_DE.pdf
Das Krankheitsbild, das durch das W-Gen hervorgerufen wird, bezieht sich nicht nur auf die Sehschwäche der blauen Augen, es zeigt sich leider auch in Form von leichter Schwerhörigkeit bis völliger Taubheit. Die Schwerhörigkeit oder die Taubheit kann ein- oder beidseitig auftreten. Sie entsteht durch degenerative Veränderungen am Innenohr.
Schwerhörigkeit bzw. Taubheit entwickelt sich ab der dritten bis vierten Lebenswoche.
Untersuchungen von Searle (1968), Bergma und Brown (1971), Mair (1973) und van de Meerendonk (1975) ergaben, dass
Die Taubheit ist nicht rassebezogen, jedoch gibt es mehr langhaarige taube Tiere als kurzhaarige, weil weniger weiße kurzhaarige als langhaarige Katzen gezüchtet werden. Erbliche Taubheit vom W-Typ kommt bei farbigen (pigmentierten) Katzen nie vor.
1962 haben sich englische Katzenzüchter Gedanken darüber gemacht, wie man weiße blauäugige Katzen ohne Taubheit züchten kann. Unter Führung von Patricia Turner wurde ein Zuchtprogramm erstellt. Weil bei den blauäugigen Siamkatzen Taubheit unbekannt war, dachte man, dass man die erbliche Taubheit eliminieren könnte, indem man weiße Katzen in Kombination mit den rezessiven Allelen cscs der Siamkatzen züchtete. Man nannte diese Katzen Foreign White. Die Theorie bezüglich der Taubheit sah in der Praxis etwas anders aus. Weiße Katzen mit cscs Allelen können nämlich auch taub sein (Marian Raadsvelt, 1977), weil das Krankheitsbild, das die Gehörstörungen beinhaltet, nicht mit den Allelen für Teilalbinismus verbunden ist, sondern am W-Gen gekoppelt ist. Ob Foreign White-Katzen Siam-blaue Augen, weiß-blaue Augen oder zweierlei blaue Augen haben (ein Siam-blaues und ein weiß-blaues), kann man am besten mithilfe eines Ophtalmoskops erkennen. Schauen Sie sich in einem halbdunklen Raum durch ein Ophtalmoskop den Augenhintergrund durch die Pupillenöffnung an.
Literaturquelle:
Hetty Berntrup, 1962-1992, 30 Jahre Foreign White Cats
Katzen haben das größte Laut-Repertoire aller Lebewesen, abgesehen vom Menschen. Wenn Katzen hauptsächlich in der Wohnung gehalten werden, bauen sie zu ihrem Menschen individuelle Arten der Kommunikation auf. Sie drücken ihre Wünsche in erster Linie durch ihre Stimme aus. Durch verschiedene Tonlagen und unterschiedliche Längen des Miausens verstehen sie, den menschlichen Partnern Wünsche und Stimmungen mitzuteilen.
Die volle Hörfähigkeit einer Katze ist mit vier Wochen entwickelt.
Taube Katzen miauen auch, wenn sie etwas wollen oder wenn ihnen unbehaglich ist. Aber die vielen unterschiedlichen Feinheiten der Stimme können sie nicht zum Ausdruck bringen. Meistens miauen sie außergewöhnlich laut und auffallend eintönig.
Die Lautgebung ist ein wichtiges Mittel zur inner- und zwischenartlichen Verständigung im Tierbereich. Katzen tauschen untereinander durch ihre Stimme wichtige Botschaften aus. Wenn taube und hörende Katzen zusammenleben, wird der Sozialkontakt entweder gestört, oder er kann erst gar nicht artgemäß aufgebaut werden. Hierzu einige Beispiele:
Lassen Sie eine taube Katze niemals decken!
Die Katzenmutter wird die Babys nicht artgerecht versorgen bzw. aufziehen können,
weil sie das Rufen und andere Laute ihrer Katzenbabys nicht hören kann.
Taube Katzen entwickeln sich oft zu ängstlichen Persönlichkeiten und brauchen extreme Behütung. Ausgang bedeutet für sie nicht selten den Tod, denn sie hören weder den drohenden Hund noch das herannahende Auto.
Leider gibt es noch viele Katzenliebhaber, die diese Behinderung verharmlosen und als Bagatelle bezeichnen. Sie glauben, dass eine taube Katze nichts vermissen kann, was sie niemals gekannt hat. Andere Katzenfreunde besitzen schon jahrelang weiße Wohnungskatzen und bemerken gar nicht, dass die Tiere taub sind. Liegt es an der schlechten Beobachtungsgabe der Katzenbesitzer oder liegt es daran, dass Katzen wahre Anpassungskünstler sind?
Fest steht, dass seit über 130 Jahren weiße Katzen gezüchtet werden´, der pleiotrope Effekt des W-Gens jedoch nicht eliminiert werden konnte.
Wir wollen nicht vergessen, dass die Türkisch Angora Katzen über viele Jahre nur mit weißer Fellfarbe gezüchtet werden durften. In den renomierten deutschen Katzenvereinen haben die farbigen Türkisch-Angora-Katzen erst 1993 den Champion-Status erhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie verpönt. Weiß mal weiß Paarungen waren die Regel und nicht die Ausnahme. Heute spricht am verständlicherweise über solche Angelegenheiten nicht gern, denn heute züchtet man bewusster. "Moderne" weiße Katzen sind heterozygot weiß (Ww), denn weiß mal weiß Paarungen sind in fast allen Katzenvereinen untersagt. Sicherlich würden wissenschaftliche Untersuchungen über Katzen der neuen weißen Generation anders ausfallen, als die bekannten Untersuchungen aus den 70er Jahren, als man noch eifrig weiß mal weiß kreuzte, um möglichst viele weiße Kätzchen zu bekommen.
Die meisten Katzenvereine verlangen einen BAER Test vor Zuchteinsatz von weißen Katzen. Die audiometrische Untersuchung deckt nämlich auch einseitige Taubheit auf, die sonst wahrscheinlich nicht bemerkt worden wäre. Würden einseitig taube Katzen in die Zucht gelangen, würde die Taubheit vielleicht noch stärker verbreitet werden.
Besser wäre, wenn die Katzenvereine die Zucht von Katzen mit W-Gen total ablehnen würden. Schließlich kann man auch fast weiße Katzen mit Hilfe von anderen Genen züchten, bei denen man von Taubheit noch nichts gehört hat.
Eine weiße Katze kann genotypisch alle Farben und Muster tragen - einschließlich Weißscheckung. Das weiße Haarkleid stellt keine neue Farbe dar, es maskiert lediglich alle Farben, die ohne das W-Gen phänotypisch zum Ausdruck gekommen wären. Den Genotyp einer weißen Katze kann man daher nur mit W- darstellen.
Aus zwei homozygot weißen Katzen (WW mal WW) können natürlich nur weiße Katzen (WW) geboren werden. Aus zwei heterozygot weißen Katzen (Ww mal Ww) resultieren weiße (WW und Ww) und pigmentierte Katzen (ww).
Das Kreuzungsquadrat zeigt die Genotypen der Nachkommen, die aus zwei heterozygoten weißen (Ww) Katzen resultieren.
WW = homozygot weiße Katzen
Ww = heterozygot weiße Katzen
ww = pigmentierte Katzen
(alter Bezeichnungen, muss noch aktualisiert werden)
Genotypen
W | w | |
W | WW | Ww |
w | Ww | ww |
Pleiotropie und Epistasie machen das W-Gen zu einem gefährlichen Werkzeug für Züchter.
Einige Katzenzuchtvereine haben Regeln erstellt, dass alle weißen Zuchtkatzen und Zuchtkater
Diese Maßnahmen sind kritisch zu betrachten, weil sie Sicherheit vorgaukeln.
Tatsache ist, dass weiße Katzen, die hören können,
weiße Jungtiere bekommen können,
die taub sind oder schlecht hören können.
Wenn einer weißen Katze durch eine audiometrische Untersuchung bescheinigt wird, dass sie auf beiden Seiten perfekt hören kann, heißt das noch lange nicht, dass diese Katze auf jeden Fall weiße hörende Jungtiere zur Welt bringen wird.
Untersuchungen können die Taubheit nicht eliminieren, denn
die Taubheit wird zusammen mit dem W-Gen vererbt.
Jedes Mal, wenn das W-Gen vererbt wird, kann auch Schwerhörigkeit oder Taubheit vererbt werden - selbst dann, wenn die Eltern hörend sind.
Wenn man feststellt, dass die Katze taub ist, kann kein Medikament die Taubheit rückgängig machen.
Weiterführende Literatur:
Roy Robinson, White Cats
Weiße Katzen mit Weiß-Scheckung
Ob eine weiße Katze mit W-Gen zusätzlich auch noch Allele für Weiß-Scheckung hat, kann man testen lassen.
Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema "Dominantes Weiß und Weiß-Scheckung" von UCDAVIS Veterinary Genetics Laboratory
Quelle des Texts in kursiver Schrift: UCDAVIS (2015)
Introduction
Dominant White (DW) and White Spotting (Ws) are found across many breeds of cats and result from the insertion of a common “feline endogenous retrovirus” in the KIT gene. A full 7125bp insertion results in White Spotting while a partial insertion results in Dominant White. Only one copy of the full insertion is required for the White Spotting color pattern when the other allele is wild-type. While the extent of White Spotting is not definitively associated with copy number, anecdotal evidence suggests that two copies of the white spotting insert results in more white. The pattern of white spotting does not correlate with one or two copies and the gene/genes controlling the pattern of White Spotting remain unknown. Additionally, not all white spots or patterns result from these alleles as other genes can also have mutations that result in depigmentation phenotypes.
One or two copies of the partial insert results in the Dominant White (DW) phenotype regardless of the other allele. Dominant White is distinct from albinism (Ca) which results from a mutation in a different gene that has no known impact on hearing. While one or two copies of the DW allele will result in a white cat, varying degrees of hearing impairment are observed. In an extended pedigree, nearly 75% of cats with two copies were deaf and the remainder had at least partial hearing impairment. In cats with a single DW copy and a normal copy for the other allele nearly 60% had normal hearing, 21% were deaf and 17% had hearing impairment. In cats with one copy of DW and one copy of white spotting (Ws), 1/3 had normal hearing, 1/3 had impairment and 1/3 were deaf.
The VGL offers a DNA test for Dominant White and White Spotting mutations. Test results help clarify the genetic basis for depigmentation patterns in the cat. This test is recommended for multiple breeds as well as random bred cats.
Zusammenfassung:
Bei weißen Katzen, die das Allel ws für Weiß-Scheckung tragen, sieht das Ergebnis der Untersuchungen so aus: (Genotyp: W/ws)
1/3 ist normal hörend
1/3 ist taub
1/3 ist schwerhörig
Leider kann man einer weißen Katze äußerlich nicht ansehen, ob sie ein Gen für Weiß-Scheckung trägt.
Sicherheit erhält man nur durch einen Gentest.
Nachtrag (02/2012) zum Artikel WEISSE KATZEN:
Die Studien von Bergsma & Brown und Mair aus den 70er Jahren liefern keine detaillierten Informationen, ob die untersuchten weißen Katzen homozygot oder heterozygot am W-Genort waren.
Wikipedia: Liste der betroffenen Merkmale zum Gutachten "Qualzucht".
In der Studie von Cvejic aus dem Jahre 2009 haben alle 84 weiße Rassekatzen den Genotyp Ww, sind also heterozygot am W-Genort.
Bei über 20 % der untersuchten weißen Rassekatzen wurde festgestellt, dass sie taub sind.
Hier ist die Zusammenfassung der Dissertation (in kursiver Schrift) von Dejan Cvejic aus dem Jahre 2009:
Untersuchungen zum aktuellen Vorkommen angeborener Taubheit bei weißen Rassekatzen
Ziel dieser Arbeit war es, objektive Daten zum Vorkommen angeborener Taubheit bei weißen Rassekatzen zu erheben. Hierfür wurden die Gehörtests - Click-Evoked Brainstem Auditory Evoked Response (BAER) - von 84 reinrassigen weißen Katzen ausgewertet, die zur Beurteilung des Hörvermögens im Rahmen der Zuchtzulassung in der Medizinischen Kleintierklinik vorgestellt wurden. Die Katzen gehörten zehn verschiedenen registrierten Katzenrassen an. Das Hörvermögen wurde mit einer objektiven elektrodiagnostischen Methode, den click-evozierten Hirnstammpotentialen (BAER) für jedes Ohr untersucht. Insgesamt wurden 20,2 % der untersuchten Katzen entweder als ein- oder beidseitig taub beurteilt. 10,7 % der Katzen waren beidseitig und 9,5 % einseitig taub. Die tauben Katzen gehörten sechs verschiedenen Rassen an: Türkisch Angora, Britisch Kurzhaar, Maine Coon, Norwegische Waldkatze, Perser, Foreign White. Männliche und weibliche Katzen waren gleichermaßen betroffen (p = 0,851). Eine Taubheit wurde bei 44,4 % der Katzen mit zwei blauen Augen, bei 20,0 % der Katzen mit einem blauen Auge und bei 18,9 % der Katzen mit einer anderen Augenfarbe beobachtet. Bei Katzen mit blauen Augen wurde häufiger eine Taubheit festgestellt (p = 0,040). Katzen mit zwei blauen Augenhatten ein größeres Risiko für eine ein- oder beidseitige Taubheit (Odds ratio = 5,75) als Katzen anderer Augenfarben.
Die hier vorliegende Studie zeigt, dass einseitige und beidseitige Taubheit immer noch häufig bei reinrassigen weißen Katzen in Deutschland vorkommt; trotz der Empfehlungen des Zuchtverbandes, das Züchten weißer Katzen zu vermeiden und der Tatsache, dass das deutsche Tierzuchtgesetz eine Zucht, die zu erblich bedingten Defekten führt, nicht erlaubt.
Quelle:
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/10430/1/Cvejic_Dejan.pdf
Prof. Dr. W. Wegner schreibt über die Resultate einer fast hundertjährigen Forschung bezüglich der Taubheit weißer Katzen.
Foto links:
Silver-shaded-point Katze mit blauen Augen aufgrund der cscs Gene für Teilalbinismus, kein schädliches W-Gen. Foto: Christiane
Foto rechts:
Weiße Katze mit schädlichem W-Gen, odd eyed, ein Auge blau - mit deutlich weiterer Pupille, wahrscheinlich kein Tapetum lucidum, das andere Auge bernsteinfarben. Das blaue Auge ist blau aufgrund des W-Gens. Foto: fotolia.de
Um den Problemen (Schwerhörigkeit, Taubheit) der Weißzucht aus dem Wege zu gehen, kann man den Farbschlag Silver-Shaded oder Chinchilla (Silver tipped) wählen.
Katzen in SILVER-SHADED (bzw. silver tipped) haben ein nahezu weißes Haarkleid, nur die Haarspitzen sind gefärbt.
Die hellste Variante ist FAWN-SILVER-SHADED (bzw. fawn-silver-tipped) -
Genotyp: A-blblC-ddTiATiA II mit Widebanding.
Eine andere Variante ist LILAC-SILVER-SHADED (bzw. lilac-silver-tipped) -
Genotyp: A-bbC-ddTiATiA II mit Widebanding.
Kombiniert man die Silver Shaded, Chinchilla bzw. Silver Tipped Farbschläge mit cscs-Gene für Siamzeichnung (Teilalbinismus), bekommt man fast weiße Katzen mit blauen Augen ohne schädliches W-Gen. Diese Varietäten nennt man "Silver-Tipped-Point" - zum Beispiel: seal-silver-tipped-point, ein anderer Name für seal-silver-shaded-point.
Bei dieser Zucht hat man zwar kein W-Gen, allerdings muss beachtet werden, dass zusammen mit den Genen für Teilalbinismus cscs auch Strabismus (Schielen) und Nastigmus (Augenzittern) vererbt werden können. Der Züchter hat darauf praktisch keinen Einfluss. Schielen und Augenzittern sind wahrscheinlich die Folge des Melaninmangels während der Embryonalentwicklung.
Außerdem sehen Point-Katzen (Genotyp cscs) bei Dunkelheit deutlich schlechter als Katzen (Genotyp C-), die ein funktionstüchtiges Tapetum lucidum haben.
Empfehlenswert ist es nicht,
Teilalbinismus als Farbaufheller einzusetzen.
Silver-shaded Katzen sind fast weiße Katzen und haben keine Probleme mit Schwerhörigkeit oder Taubheit. Jedenfalls ist bis jetzt (2012) über dieses Thema nichts bekannt.
Der sehr helle Farbschlag CREAM-SHELL-CAMEO wäre eine weitere Alternative, um Katzen zu bekommen, die fast weiß aussehen.
Diesen hellen Phaomelanin-Farbschlag mit Teilalbinismus in Form von Siamzeichnung zu vereinen, ist wegen der der Gefahr von Strabismus und Nastigmus sicherlich nicht zu empfehlen.
Generell ist zu sagen, dass jede Art von Pigmentmangel nicht unbedingt ein Zuchtziel sein sollte.
Zuchten mit extremen Pigmentmangel sollten
auf jeden Fall vermieden werden.
Pigmentzellen befinden sich in der Haut, in den Haarfolliken, in der Netzhaut (Retina) und in der Regenbogenhaut (Iris) des Auges, in der Maulschleimhaut und im Innenohr.
Durch Pigmentierungsstörungen können gesundheitliche Probleme entstehen - z. B.
1.) Pigmente haben Schutzfunktionen - zum Beispiel vor UV-Strahlung.
Plattenepithelkarzinome entstehen an der unpigmentierten (weißen) Haut, nicht an der pigmentierten (gefärbten) Haut.
2.) Pigmente sind wichtig für die Funktion
a.) des Gehörs (W-Gen - weiße Katzen, S-Gen - weißgescheckte Katzen) und die
b.) des Sehens (W-Gen, S-Gen, C-Gen, hier Teil-Albinismus, Tapetum lucidum).
Denken Sie über all diese sehr wichtigen Dinge nach, lieber Leser,
bevor Sie mit der Zucht beginnen und lassen Sie sich nicht von modischen Trends beeinflussen.
Denken Sie an die Gesundheit Ihrer Katze und deren Nachkommen.
Handeln Sie verantwortungsvoll.
Ein Vergleich der Farbschläge Chinchilla und Weiß.
Chinchilla (silver tipped)
Auf den beiden oberen Fotos der Bildergalerie (unten) sehen Sie Katzen mit der Farbvarietät Chinchilla.
Diese Katzen tragen kein schädliches W-Gen.
Die Augenumrandungen, die Nasenumrandung, die Lippen, die Punkte in den Schnurrhaarkissen und die Fußballen sind schwarz.
Die Spitzen der Haare sind etwa 1/8 schwarz gefärbt.
Ist der Genotyp der Katze nicht schwarz, so wie bei den beiden Katzen auf den oberen Fotos, sondern blau, so ist die unbehaarte Haut natürlich blau, hat also die Farbe, die im Genotyp festgelegt ist.
Ist der Genotyp cream (cream cameo oder shell cream cameo), wird man optisch eine fast weiße Katze sehen - mit rosa Fußballen, rosa Augenumrandung, rosa Nasenumrandung und creamfarbenen Haarspitzen.
Diese Katzen tragen kein schädliches W-Gen.
Weiß
Auf den beiden ersten Fotos im Slider sehen Sie Katzen der Farbvarietät Weiß.
Diese Katzen tragen das schädliche W-Gen,
das (bei etwa 20 % der weißen Katzen) Schwerhörigkeit bis Taubheit verursachen kann.
Bei diesen weißen Katzen sind die unbehaarten Hautpartien wie Augenumrandungen, Lippen, Nase und Fußballen rosa.
Das Haarkleid ist rein weiß - auch die Haarspitzen.
Das letzte Bild im Slider zeigt den Screenshot "Urteil: Zucht von weißen Katzen ist in Deutschland verboten"
Zum Vergrößern auf die Bilder klicken.
Mein Artikel "WEISSE KATZEN" ist ein verkürzter Teil aus der Serie
"Vererbung der Fellfarben und Fellmuster bei Katzen".
Die Serie habe ich für das Magazin "Our Cats" in den Jahren 1996/1997 geschrieben.
Mehr Informationen über die Taubheit bei weißen Katzen lesen Sie in der
Dissertation von Cvejic, Dejan:
Congenital sensorineural deafness in client-owned pure-breed white cats (2009)
Saskia Kristina Hogreve, 2003
Darf man weiße Katzen züchten? Was sagt das Gesetz?
Gutachten zur Auslegung § 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzucht)
Weitere interessante Meinungen zur Weißzucht erfahren Sie im
Auf der Webseite von Ackenheil Anwaltskanzlei www.tierrecht-anwalt.de habe ich DAS (in kursiver Schrift) gefunden:
"Katzenzucht | Strafrecht : Qualzucht
Die Betroffene züchtete weiße Perserkatzen.
Bei einer Rassekatzenausstellung machte der vom Veterinäramt mit der Überwachung beauftragte Zeuge die Betroffene darauf aufmerksam, dass die Züchtung weißer Perserkatzen verboten sei, weil bei der Paarung weißer Perser Taubheit auftreten könne.
Die Betroffene ließ einen Hörtest nicht zu und erhob Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Zeugen.
Bei einer späteren Züchtung der Betroffenen wurde eine weiße Katze mit einem blauen und einem orangefarbenen Auge gefunden.
Nach gutachterlicher Stellungnahme eines Sachverständigen entsprach bei dominanten weißen Katzen das Ausmaß des Hörverlustes dem Grad der Depigmentierung in Auge und Innenohr.
Katzen, die nicht hören, konnten weder artgerecht leben, noch konnten sie ohne Leiden leben.
Ein Leiden lag deshalb vor, weil die Katze ihr Leben lang merkte,
dass sie völlig anders als ihre Artgenossen war.
§ 11b TierSchG stellte lediglich auf die Gefahr ab, dass erbkranker Nachwuchs gezüchtet wurde.
Diese Gefahr hatte die Betroffene ganz bewusst in Kauf genommen, nicht nur aus Liebhaberinteresse, sondern auch, um auf Ausstellungen prämiert zu werden.
Das AG hat die Betroffene wegen vorsätzlicher Qualzüchtung schuldig gesprochen und zur Geldbuße von 500 DM verurteilt.
So entschied das Amtsgericht Kassel
626 Js 11179.8/93; NStE Nr.1 zu § 11b TierSchG"
Klicken Sie bitte auf diesen Link:
https://tierschutz.hessen.de/print/125
oder Urteil: Qualzucht, weiße Katzen
Laut Tierschutzgesetz - Zuchtverbot für ...
Auszug Gutachten, 2005
Rasse |
Merkmale (Leitsymptome) |
Zucht (Verbot bei Verstoß nach § 11b des Tier- schutzgesetzes) |
Manx, Cymric |
Kurzschwänzigkeit bzw. Schwanz- losigkeit (Verkürzung des Schwan- zes bis hin zur Stummelschwän- zigkeit oder völligen Schwanzlo- sigkeit) |
Verbot |
Türkisch Angora, Perser, Foreign White, Orientalisch Kurzhaar, Russian White, Van- Katze u. a. |
Farbaufhellungen des Felles und der Iris (weißes, bzw. vorwiegend weißes Fell, variable Augenfarbe) |
− Verbot für Tiere, deren weiße Fellfarbe durch das Gen W determiniert ist
− Verbot für Tiere mit Hör- oder Sehstörun- gen |
Scottish Fold, Highland Fold, Pudelkatze |
Anomalien des äußeren Ohres (Ohrmuscheln nach vorne abge- knickt) |
Verbot |
Rex Katzen (Devon-, Cornish-, German Rex u. a.); Sphinx |
Anomalien / Abweichungen des Haarkleides (gestörtes Haarwachstum bis hin zur nahezu völligen Haarlosigkeit, Verkürzung bzw. Fehlen der Tast- haare) |
Verbot für Tiere, bei denen die Tasthaare feh- len |
diverse und Maine Coon, „Superscratcher“ |
Polydaktylie (überzählige Zehen an den Pfoten) |
Verbot |
Perser Katzen, Exotic Shorthair, u. a. |
Brachyzephalie, großer, rundlicher Kopf, kräftige Backenpartie, kurze breite Nase, ausgeprägter Stop |
− Verbot für extrem kurznasige Tiere = oberer Rand des Nasenspiegels liegt über dem unteren Augenlidrand
− Verbot für brachyzephale Katzen mit Ge- burtsstörungen oder Anomalien im Bereich des Gesichtsschädels (Oberkiefer- verkürzung, Verengung der Tränennasen- kanäle oder / und der oberen Atemwege etc.) |
gehäuft bei brachyzephalen Ras- sen (z. B. Perser) |
Entropium (Einwärtsdrehen des Augenlid- rands) |
Verbot |
Die meisten Webseiten verfügen über Statistikseiten der Keyword-Recherchen (Suchwörter, die ins Suchfeld eingegeben werden) - so wie diese Seite.
Die Website katzengenetik.com wird mehrere Tausend Male im Jahr in Bezug auf Taubheit bei weißen Katzen konsultiert (angeklickt).
Diese Daten dokumetieren, dass das Thema "Taubheit bei weißen Katzen" hochaktuell ist.
Meine Meinung zur Weißzucht:
Die Gesundheit der Tiere muss das oberste Gebot der Züchter sein.
Solange es prozentual unter weißen Katzen mehr Taubheit gibt als unter gefärbten Katzen, steht für mich die Zucht von weißen Katzen nicht zur Debatte.
Außerdem ist die Zucht von Katzen mit W-Gen laut Tierschutzgesetz sowieso verboten.
Mehr Informationen über weiße Katzen mit W-Gen,
mit Genen für Teilalbinismus (Siamabzeichen) und
blauen Augen finden Sie in meinem Artikel
©Birgitta Kuhlmey
Alle auf dieser Homepage verwendeten Texte, Fotos und grafischen Gestaltungen sind urheberrechtlich geschützt. Sollten Sie Teile hiervon verwenden wollen, wenden Sie sich bitte über das Kontaktformular an mich.
Die Seite WEISSE KATZEN ist von Januar 2014 bis Dezember 2014
über 8.000-mal angeklickt worden.
Von Januar 2015 bis Dezember 2015 ist die Seite 10.679 mal angeklickt worden.
Ich frage mich nur WARUM?
Gerne höre ich Ihre Meinung über diesen Artikel.
Bitte benutzen Sie dieses Formular.
Ich erhalte eine beeindruckende Anzahl an E-Mails von
Katzenliebhabern mit weißen Katzen,
vermutlich aufgrund des Artikels über weiße Katzen.
An dieser Stelle veröffentliche ich in unregelmäßigen Abständen eingehende Mails von Katzenliebhabern mit weißen Katzen.
25.08.2012
E-Mail von: Carola Noah
Text:
Nachricht: "wir haben eine weisse Katze sie ist aber nicht reinrassig wir haben festgestellt das sie taub ist wir verständigen uns mit Handzeichen und Fussaufstampfen es Geht ganz gut"
Meine Antwort:
Danke, Carola - für den Tipp.
Mail vom 16.09.2013
E-Mail: Gelbkec
Nachricht: Hallo,
Ich finde ihren Artikel sehr aufschlussreich und finde es gut, dass sie auf die ethischen Fragen, die hinter solch einer Zucht stehen, eingehen. Auch dass hier darauf hingewiesen wird, dass es für die Katze nicht egal ist ob sie hört oder nicht, es stellt schließlich eine gravierende Behinderung für das Tier dar.
Wir haben eine weiße Maine Coon Katze, sie ist auch gehörlos. Wir haben sie von einem Pärchen ünernommen, die sie nicht mehr behalten wollten.
Wir haben leider große Probleme mit ihr. Anfangs war es mit der Taubheit gar kein Problem, aber seit einigen Wochen schreit sie zeitweise ununterbrochen, wenn niemand in ihrer Nähe ist oder sich niemand mit ihr beschäftigt. Da sie sehr laut und andauernd schreit (auch nachts) ist dies auf die Dauer sehr belastend. Ich habe mich nach Büchern im Umgang mit gehörlosen Katzen umgeschaut, aber leider nichts gefunden. Vielleicht haben sie Buchtipps oder auch allgemein Tipps zum Umgang mit gehörlosen Katzen?
Vielen Dank und viele Grüße, Claudia
Vielleicht hat jemand den einen oder anderen Tipp für die anfragenden Katzenliebhaber.
Bitte senden Sie Ihre Informationen über mein Kontakt-Formular.
Mail vom 29.05.2014
Hallo, unsere weiße katze mit gelben Augen ist sehr empfindlich gegen Sonneneinstrahlung. Sie bekommt einen Sonnenbrand an den Ohrspitzen, manchmal an der Nase bzw. an den Augen. Die Ohrspitzen sind schon ganz vekrustet und man merkt, dass es ihr weh tut. Sie kratzt sich immer, wodurch es noch schlimmer wird. Wie können wir sie schützen, vorbeugend etwas tun? Ist etwa Vitamin-D-Mangel schuld? Danke im Voraus für ihre Antwort, VG Conny
Mail vom 21.06.2014
Nachricht: Hallo Birgitta,
ich bin kein Züchter. Ich habe mir Weihnachten 2013 eine Katze zugelegt, da diese ins Tierheim sollte. Es ist ein 1 jähriger weißer odd eyedKater und er ist taub. Ich glaube es geht ihm ziemlich gut , er ißt viel, hat viel Spielzeug womit er auch gern spielt. Aber seit einem viertel Jahr miaut er ständig und laut. Muß ich ihn kastrieren lassen, damit er nicht mehr so miaut. Oder ist das Quatsch? Er ist eine Wohnungskatze und ich habe noch einen 14 jährigen Dackel.
Mail vom 10.03.2016
von Nadine Grubitzsch
Unser weißer und tauber Kater war ein Geschenk vom Opa.
Für uns und MAX ist es eine Qual. Er tut uns leid, denn vor der Tür warten zwei hörende Katzenndamen, die Bundesstraße und jede Menge andere gefährliche Tiere ... die er nicht hört, bzw. nicht mitbekommt.